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  • AutorenbildGeorg Fröschl

30.So: Gottesliebe?


Die Antwort Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot war nicht neu, sondern kommt aus dem zentralen Glaubensbekenntnis des Volkes Israel, dem „Schema Israel“ (Dtn 6,4), wo es genau wie im heutigen Evangelium heißt: „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ Auch der zweite Teil der Antwort – „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Lev 19,18) – kommt aus einem Text des Alten Testaments: er findet sich im Heiligkeitsgesetz, einer alten Gesetzessammlung, die ethische und kultische Vorschriften enthält.

1. Das Interessante und Neue an der Aussage Jesus ist aber, dass er diese beiden Sätze in einem Atemzug nennt. So ist das bisher noch nicht geschehen. Jesus setzt die Gottes- mit der Nächstenliebe gleich. In der wörtlichen Übersetzung aus dem Griechischen heißt es: „Das zweite (Gebot) ist ihm (dem ersten) gleich!“ Eigentlich ist es nur ein Gebot, das man nicht trennen kann: unsere Liebe zu Gott verwirklicht sich darin, dass wir den Anderen lieben, so wie uns selbst. - Keiner kann also sagen, dass er wirklich Gott liebt, wenn er das Geschenk des eigenen Lebens nicht schätzt oder für seine Mitmenschen nichts übrig hat.

2. Warum genügt das Gebot der Selbst- und Nächstenliebe nicht? Warum braucht es auch das Gebot der Gottesliebe?

Zunächst: Gott kann ich nicht so wie ein Geschöpf lieben. Unsere Liebe zu Gott ist eher eine Antwort auf die Entdeckung, dass wir selbst geliebt sind.

Deswegen hilft uns hier vielleicht das Bild vom Mutterschoß: ein Kind lebt ganz in der Mutter und wächst bis zur Geburt heran, ohne dass es die Mutter bewusst sieht oder liebt. Aber aus dieser Beziehung bekommt das Kind die Kraft zum Wachsen und Leben.

Ähnlich ist es mit unserer Gottesliebe: sie besteht in der Antwort auf eine geschenkte Beziehung. Denn die Liebe Gottes ist schon vor unserer Liebes-Fähigkeit da. Später kann daraus unsere Liebe reifen: zu uns selbst, zum Nächsten und zur Schöpfung.

Gott zu lieben bedeutet also, auf die umfassende Liebe zu vertrauen und aus ihr heraus zu leben, auch wenn das Gefühl der Liebe sich einmal nicht einstellt.

Die Gottesliebe lässt die Selbst- und Nächstenliebe reifen.

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