„So alt musste ich werden, dass ich so etwas Schönes erleben darf.“ – ähnliche Worte habe ich schon öfters aus dem Mund älteren Menschen gehört; sie spüren oft deutlicher als die junge Generation, wenn ihnen etwas geschenkt wird, das sie nicht selber machen konnten.
Bemühen tun wir uns ja täglich um vieles: um Erfolg im Beruf, um eine schöne Wohnung, um Harmonie in der Familie, um das Entdecken von Zusammenhängen und um das Erkennen von Sinn in unserem Tun. Auch wenn unsere Bemühungen manchmal ins Leere gehen, beginnen wir immer wieder neu, uns um etwas anzustrengen.
Es gibt im Leben aber auch Momente, in denen wir uns nicht bemühen müssen und wir werden dennoch wie aus dem Nichts beschenkt: wir schauen aus dem Fenster, sehen einen Baum und sind einfach für eine Minute ohne Grund glücklich. Es sind Momente, die man nicht vergisst, weil sie uns tief berühren; es sind Momente der Freude, der Gnade.
Ich finde, dass beides zusammengehört: Bemühung und Gnade.
Die Bemühung ist so wie das Bereiten des Ackerbodens, sodass ein Blumensamen hineinfallen und aufkeimen kann. Das Wachsen und Blühen aber ist dann das Geschenk, über das wir staunen: die Gnade.
Simeon und Hanna, die zwei alten Menschen aus dem heutigen Evangelium, verdeutlichen das: sie bemühen sich täglich um gute Lebensführung, um Gottgefälligkeit und Frömmigkeit. Doch erst im hohen Alter wird ihnen eine sehr tiefe Einsicht und erhoffter Trost geschenkt: sie erkennen Gottes Nähe in einem kleinen Kind. Sie erkennen, dass Gott schon immer für uns da ist, ohne unsere Leistung, einfach von sich aus; vielleicht spüren sie in der Begegnung mit dem Jesus-Kind auch, dass Gottes liebende Gegenwart die ganze Welt erfüllen will.
Das lässt dann den greisen Simeon in schöne Worte fassen:
Nun lässt du Herr deinen Knecht in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast: ein Licht, das alle erleuchtet.
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