Stell dir vor: beim Spazieren weht dir ein Duft in die Nase. Obwohl du den Duft nicht festhalten kannst, erinnert er dich an etwas Reales und du bist berührt.
So ähnlich stelle ich die Begegnungen mit dem Auferstanden vor: es ist ein bestimmtes Merkmal, an dem der Auferstandene jeweils erkannt wird.
Bei Maria von Magdala ist es die Stimme, mit der sie der Auferstandene liebevoll beim Namen nennt.
Bei den Jüngern von Emmaus sind es die Geste des Brotbrechens und die Schrifterschließung unterwegs.
Und bei Thomas sind es die Wunden Jesu, durch ihn tiefer sehen und glauben lassen.
Bei all diesen Begegnungen geht es also um ein Hindurchblicken, um ein tieferes Sehen, um ein Erkennen hinter der Oberfläche. Es ist wie ein Hauch, den sie aber nicht festhalten können.
Schauen wir uns nun die Begegnung mit Thomas näher an. Sein Name bedeutet Zwilling – vielleicht weil er sowohl im Zweifel, als auch im Glauben ein Zwilling von uns ist. Das macht ihn so sympathisch.
1. Thomas kommt zu spät.
Er ist beim Ersten Treffen mit dem Auferstandenen nicht dabei. Doch – und das ist die Frohe Botschaft: Es ist nie zu spät. Einer braucht länger, ein anderer kommt schneller zum Glauben.
2. Thomas will begreifen.
Wir brauchen das. Wir sind Wesen aus Fleisch und Blut. Gott ist ja auch Mensch geworden und hat Fleisch angenommen. Es ist also nichts Verwerfliches, wenn wir uns auf unsere Sinne stützen. Jesus lädt Thomas extra dazu ein. Doch er lädt ihn auch zum Glauben ein: Bleib nicht stehen beim Begreifen! Das wäre so, wenn du ein Kunstwerk nur nach der äußeren Form analysieren würdest, dich aber nicht von seinem Inhalt und seiner Aussage berühren lässt.
3. Thomas legt seinen Finger auf die Wunde.
Könnte dies nicht auch ein Hinweis für Mitgefühl sein? Die Wunden der Schöpfung, die Wunden der Mitmenschen sind manchmal wie Fenster, durch die wir tiefer blicken können. Vorausgesetzt, wir bleiben bei den Wunden nicht stehen und lassen uns nicht von ihnen erdrücken.
Kurz zusammengefasst:
Thomas will berühren, doch am Ende ist er es, der berührt wird – tiefer als jegliches Begreifen es zustande gebracht hätte. Darauf kommt es an.
Gehen wir also mit dem Zwilling Thomas den Weg des Zweifels und des Glaubens, bis wir - wie er - am Ende immer wieder ausrufen: „Mein Herr und mein Gott!“
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