Im Yoga sagt man, dass der Atem die Bewegungen des Übenden führt, sodass diese in einem angemessenen Tempo ablaufen.
Ich stelle mir vor: So wie der Atem die Bewegungen eines Menschen leitet, so will auch der Atem Gottes, der Heilige Geist, die Schöpfung und die Geschichte der Menschen „führen“. Gottes Geist macht sich dabei die tatsächliche Wirklichkeit zunutze: zB. unsere Begabungen, die äußeren Umstände, ja sogar Schicksalsschläge. Ein schönes Beispiel dafür finde ich in der Josef-Erzählung des Alten Testaments.
Josef hat die Begabung, Träume zu deuten. Er tut dies arglos vor seinen Brüdern und schürt dabei deren Neid. Die Ablehnung der Geschwister geht so weit, dass sie ihn verkaufen. Josef kommt nach Ägypten in den Dienst eines Regierungsbeamten. Wieder trifft ihn das Schicksal in Form einer Verleumdung, und er muss ins Gefängnis. Doch hier begegnet Josef zwei Personen, denen er ihre Träume deutet. Eine der beiden bringt ihn später in Kontakt mit dem Unterkönig von Ägypten, der nach einem Traum-Deuter gesucht hat. Nun wendet sich das Schicksal des Josef zum Guten und er schafft es ganz nach oben; in einer großen Hungersnot nimmt er hilfreich Einfluss auf die Verwaltung des Landes und bewahrt die Bevölkerung vor einer Katastrophe.
Die Bibel erzählt, dass auch seine Brüder, die ebenfalls von der Not betroffen sind, sich an ihn, den Unterkönig, wenden. Sie erkennen ihn aber noch nicht. Nach einer kurzen Prüfung stellt Josef den Gesinnungswandel seiner Geschwister fest und gibt sich ihnen als ihr Bruder zu erkennen. Am Ende geschieht Versöhnung auf allen Ebenen.
Diese Geschichte ermutigt mich, der inneren und äußeren Führung des Atems Gottes zu vertrauen.
Comments