Schon im Vorschulalter lernen Kinder zu bitten. Die Frage ist: Wozu ist das Bitten eigentlich gut, wozu lernen wir es? Ist es nur eine Form der Höflichkeit? Und im Bezug auf Religion: Braucht Gott unsere Bitten?
Im Buch Exodus wird eine Szene geschildert, wo Mose am Berg die Hände bittend erhebt, damit sein Volk gegen die feindlichen Amalekiter siegreich besteht.
Und immer wenn er die Hände sinken lässt, gewinnen die Feinde an Boden. Daher ruft er zwei Männer zu Hilfe, die seine Arme stützen.
Ich kann mich erinnern, dass mir diese Geschichte schon als Kind gefallen hat. Damals habe ich sie eher magisch verstanden: Gott wirkt auf Knopfdruck. Heute lese ich diese Geschichte als eine Beschreibung einer wichtigen menschliche Erfahrung: Nämlich: dass das Bitten etwas bewirkt, und zwar besonders bei der bittenden Person: es prägt unsere Haltung, es formt unsere Einstellung, es macht uns offen und bereit zu empfangen.
Deshalb streckt Mose seine Hände in den Himmel und bildet auf diese Weise auch mit seinem Leib die Form einer offenen Schale.
Ich lade dich ein, dass du diese Haltung einmal ganz bewusst ausprobierst und nachspürst, was du fühlst, bzw was sich in dir durch diese Haltung verändert:
Stell dich aufrecht hin und erhebe ganz langsam deine Hände nach oben. Stell dir vor, du bist eine Schale, die gefüllt werden kann. Du kannst dazu auch ein Herzensanliegen formulieren und dir bewusst machen.
Mein zweiter Gedanke bezieht sich das Unterstützt-Werden: zwei Männer stützen den Mose, damit er die Hände nicht sinken lässt.
Auch in dieser Szene steckt wertvolle Erfahrung - nämlich dass wir immer wieder Unterstützung holen können: wir finden sie zB. in Ritualen, Gewohnheiten und auch in der Gemeinschaft. All das kann uns helfen, dass uns wichtige Wert im herausfordernden Alltag nicht verloren gehen.
Für mich persönlich ist zB. mein Morgenritual so eine Stütze. Da gehören Körperübungen dazu, das Psalmengebet und ein gutes Frühstück. Nicht immer habe ich auf alles Lust, aber ich mache es und es hilft mir, gut in den Tag zu starten.
Ich lade dich also zu zwei Dingen ein:
Erstens: Das Gebet mit offenen Armen auszuprobieren
und zweitens: dir dort Unterstützung zu holen, wo es dir hilft.
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