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AutorenbildGeorg Fröschl

SEHEN können



Warum haben manche Menschen außergewöhnliches Leid zu tragen? Gibt es dafür einen Grund? Kann man bei jemandem die Schuld finden? … solche Fragen tauchen manchmal angesichts von persönlichen Schicksalsschlägen auf. Auch das Evangelium vom 4. Fastensonntag beginnt mit einer Schuldfrage, es nimmt jedoch eine andere Wendung.

Schauen wir uns in Kürze an, was uns die Bibel im Johannesevangelium schildert:

Da treffen Jesus und seine Jünger auf einem Bettler. Er ist blind. Angeblich seit seiner Geburt. So wie es damals üblich war, fragen die Jünger: Wer trägt für dieses Leid die Schuld, die Eltern oder der Blinde selber? Doch Jesus sagt: dass Gottes Herrlichkeit an diesem Mann deutlich werden soll. Was er damit meint, erfahren wir später.

Jesus streicht auf die Augen des Blinden einen Teig aus Staub und Speichel, dann fordert er ihn auf, sich im Teich Schiloach zu waschen. Als er dies tut, kann er wieder sehen. Inzwischen hat ein Streitgespräch begonnen, angestoßen durch die Pharisäer, denen das Tun Jesu zuwider ist, weil er Sabbatregeln bricht. Daran wird deutlich, dass es ihnen mehr um die Religion geht, als um das Heil dieses Menschen.

Der Akzent der Erzählung verschiebt sich nun immer mehr auf eine andere Ebene: es geht nicht mehr bloß um das wiedergewonnene Augenlicht, sondern um das innere Sehen, um ein Verstehen des Herzens. Als der Mann Jesus wieder begegnet und mit ihm ins Gespräch kommt, findet der ehemals Blinde zu einem persönlichen Glauben.

Diese Blindenheilung ist also auch eine Beschreibung, wie jemand zum Glauben kommt.

Was können wir uns aus dieser Bibelstelle für den Alltag mitnehmen:

1. Für Gott geht es vor allem um die Heilung des Menschen, nicht um eine Schuldfrage. Wir müssen uns also vor Gott nicht ständig rechtfertigen, sondern dürfen Ja sagen zu uns.


2. Heilung fällt nicht einfach vom Himmel, sondern ist meist ein Prozess, der durch eine Begegnung in Gang kommt und der im eigenen Mittun vertieft wird. - Wodurch wird in meinem Leben etwas Richtung Heilung, Ganz-Werden angestoßen?


3. Die tiefste Heilung eines Menschen ist seine innerliche: wenn ein Mensch trotz aller Gebrechlichkeit und Fehler zu einem persönlichen Vertrauen zu Gott findet. - Wie könnte ich eine freundschaftliche Beziehung mit meinem Schöpfer pflegen?

Sehend werden heißt also: die heilende Zuwendung Gottes entdecken und daraus vertrauensvoll zu leben.

In diese Richtung deutet vielleicht auch St. Exyperys Spruch:

Man sieht eigentlich nur mit dem Herzen gut.



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