Zweite Lebenshälfte
- Georg Fröschl
- 20. Feb.
- 1 Min. Lesezeit
Mit 60 Jahren bin ich schon in meine zweite Lebenshälfte eingetaucht. Ich habe bereits viele Erfahrungen gemacht. Großes Leid ist mir bis jetzt erspart geblieben, aber so manch kleine Wunde habe ich abbekommen. Diese Risse und Brüche haben manchmal auch mein Vertrauen erschüttert. Manchmal haben sie mich in eine wehmütige Melancholie versetzt: Warum ist die Welt nicht so, wie ich sie mir als Kind oder Jugendlicher erträumt habe?
Gott sei Dank gibt es erfahrene Menschen, die mich auf meinen Weg begleiten können und mir auch Mut zusprechen. In herausfordernden Situationen erlebe ich auch die tradierten Erfahrungen aus der Heiligen Schrift in neuer Weise. Sie sprechen mich an und geben mir Kraft: ich darf die Gefühle der Enttäuschung anerkennen, aber ich muss nicht bei ihnen stehen bleiben.
Es gehört zum Prozess der Reifung eines Menschen, dass er an Niederlagen und Herausforderungen wächst. Das wollte ich früher nicht wahrhaben, aber es wird mir immer deutlicher, dass die Ziele unseres Lebens tiefer liegen, als oberflächlichen Erfolg zu genießen.
Und wenn ich dann in der Tiefe meiner Seele eine Kraft spüre, dann weiß ich: Gott hat mich nicht fallen gelassen. In seiner geheimnisvollen Gegenwart trägt er mich – immer!
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