Das Evangelium von heute ist vielen Leuten sympathisch, weil hier von einem Apostel, der auch zweifelt, die Rede ist. Dass das aufgeschrieben ist, finde ich ebenfalls schön.
Ich möchte heute aber andere Aspekte aufgreifen, die etwas mit Gottes Liebe und auch mit der Dynamik menschlicher Beziehung zu tun haben:
das Kommen durch verschlossene Türen
die Geste des Anhauchens
das Ineinander von Begreifen und Vertrauen
a) Kommen durch verschlossene Türen
Das ist ein Bild für das Wahrwerden des unmöglich Scheinenden. Gott kommt uns auch dort noch entgegen, wo für uns schon alles aus ist.
Umgelegt auf uns heute: in der Liebe können Menschen Grenzen überwinden - ohne Gewalt. Nur mit Liebe kann man den anderen auch dort noch erreichen, wo er in sich schon verschlossen ist. Der Blick der Liebe ist wie ein Licht, das noch durch den winzigsten Spalt in einen finstern Raum gelangen kann.
b) Geste des Anhauchens
Das ist ein Bild für Schöpferisches und Intimes. Es erinnert uns an den Schöpfungs-Anfang: Gott hat den Menschen seinen Lebensodem eingeblasen. Das Bild sagt uns, dass Gott uns beleben und neu schaffen kann.
Umgelegt auf uns heute: auch Liebende können sich neu schaffen, einander einen neuen Anfang schenken. Der Hauch ist auch ein Bild für Intimität und persönliche Zuwendung. Er steht für unsere Seele (Atem)
c) Das Miteinander von Begreifen und Glauben
Jesus erlaubt dem Thomas die Geste des Begreifens, wenn er sagt: leg deine Finger in meine Seite. - Aber er bittet ihn zugleich, nicht beim Sinnlichen stehen zu bleiben, sondern zu auch dem Unbegreifbaren Raum zu geben, wenn er sagt: Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Auf uns umgelegt: Beides gehört in der Liebe zusammen. Wir brauchen immer wieder kleine Zeichen, mit denen wir die Liebe vermitteln: ein Wort, eine Blume, eine Aufmerksamkeit, ... aber wir sind eingeladen, hinter das Zeichen zu schauen. Dieses Dahinter kann nur der Glaube bzw. das Vertrauen fassen und ahnen.
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