Die Situation der Jünger war nach dem gewaltsamen Tod Jesu nicht einfach. Sie waren in eine Krise geraten. Sie sahen nur noch das Traurige und konnten ihr Leben nicht mehr verstehen.
Zwar brachten Frauen eine frohe Botschaft vom Leben. Doch die Männer der realen Fakten hatten weder Blick noch Ohr für das Überraschende. - Darin sind wir ihnen oft ähnlich: dass wir uns von Krisen ganz erdrücken lassen und nicht mehr fähig sind, in dem Schweren auch die zarte Spur des Lebens zu erahnen.
Die Osterevangelien möchten uns dafür wieder die Sinne öffnen: nämlich dass Gott die Treue hält – durch den Tod hindurch. Der Auferstandene ist Zeuge dieses Wirkens Gottes.
Wenn der Auferstandene seine Wunden zeigt, sagt er damit: meine Lebensgeschichte ist nicht ausgelöscht, sie ist nur verwandelt.
Und wenn Lukas schildert, dass der Auferstandene sogar einen Fisch mit den Jüngern isst, will das sagen: die Auferstehung ist eine Wirklichkeit, die schon in unser Leben hereinragt.
Im Grunde geht es um ein Erkennen der Gegenwart Gottes – eben auch mitten in den Scherben.
Der Dichter Rainer-Maria Rilke formuliert das in einer Gedichtstrophe so:
Nur manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir an diesem beinah sterben, dann: formt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Angesicht und sieht uns strahlend an.
Das ist österliche Erfahrung, die an uns geschehen kann.
Ostern verschweigt das Leid der Menschen nicht, sondern Ostern ist das Wunder der Verwandlung unserer Wunden. Gott wirkt es an uns.
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