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  • AutorenbildGeorg Fröschl

Gefunden

Bei einem Besuch im Weinviertel bei meinen Eltern habe ich vor kurzem meine Geldbörse mit all meinen Karten verloren: Bankomat, Visa, Führerschein, Zulassungsschein, Jahreskarte… um nur einige zu nennen.

Zunächst dachte ich, die Börse müsse in irgendeiner Tasche meiner Kleider sein, dann suchte ich alle Zimmer ab, in denen ich mich aufgehalten hatte. Der nächste Versuch galt den Orten außer Haus: Tankstelle, Kapelle, Heuriger. Doch ohne Erfolg.


Nun begann ich den Heiligen Antonius anzurufen, der ja bekanntlich für verlorene Sachen zuständig ist. Doch auch das schien nicht mehr zu helfen.

Ich war leicht verzweifelt und unruhig: hat mir jemand die Geldbörse gestohlen? Liegt sie irgendwo unbemerkt? Muss ich meine Karten sperren lassen? Wo bekomme ich einen neuen Führerschein? Wie lange wird das dauern? Wieviel wird es kosten?

Zu Hause in Wien angekommen, machte ich mir eine Liste der Schritte, die ich setzen wollte. Am liebsten hätte ich gleich alles auf einmal erledigt. Doch in mir sagte eine Stimme, dass ich noch warten und ein wenig Geduld haben solle.

Am nächsten Tag ging ich spazieren. Da fiel mir plötzlich eine vor kurzem verstorbene Frau ein, die ich jahrelang im Pflegeheim besucht hatte und die mir auch einmal eine Marienstatue geschenkt hatte. Diese stand nun bei den Eltern auf einem Schuhkasten im Vorzimmer. Ich redet im Gedanken mit jener Frau und sagte: "Grete, bitte hilf mir, vielleicht weißt du, wo die Geldbörse liegt?!" - Wenn man in Not ist, lässt man eben nichts unversucht…

Als ich zu Hause ankam, wollte ich mich gerade daran machen, die wichtigsten Karten sperren zu lassen und neue zu bestellen. Da läutet das Telefon. Meine Mutti ruft mich an und sagt: "Du, Georg, ich hab deine Geldbörse gefunden."

Am liebsten wäre ich ihr gleich um den Hals gefallen.

Und sie erzählt: "Weißt du, ich sitze gerade im Zimmer, die Tür ist offen und ich sehe zu deiner Marienstatue von Grete. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich hatte ich den Eindruck, dass sie mich ganz besonders anschaut. Da geh ich hin, schiebe das Schuhkasterl, auf dem sie steht, ein wenig nach vor, und da liegt deine Geldbörse."

Ich bin alles andere als wunder-gläubig. Aber dieses Erlebnis nehme ich für mich doch gerne als ein Zeichen: Hilfe wird uns geschenkt, wenn wir uns öffnen.

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