Dass Gott gerecht sei, ist vielen Menschen wichtig: Ordnung muss sein!
Dass Gott auch barmherzig ist, empört die Gerechten: Wo kommen wir da hin?
In menschlichen Bildern überliefert uns die Bibel von Gott beide Seiten:
da wird zum Beispiel im Buch Exodus erzählt, dass Gottes Zorn über das halsstarrige Volk Israel entbrennt, weil es eigensinnig und dumm ins Verderben läuft.
Andererseits erzählt Jesus in einem Gleichnis von der unendlichen Barmherzigkeit Gottes: ein Vater nimmt seinen schuldig gewordenen Sohn wieder voll auf und schließt ihn mit freudiger Liebe in seine Arme.
Auch in uns gibt es beide Seiten: wir kommen uns oft selbst gerecht vor und empören uns über jene, die in unseren Augen falsch liegen.
Auf der anderen Seite kennen wir auch die Situation des Schuldig-Seins; da sind wir für gewährte Vergebung dankbar, wenn wir wieder neu beginnen dürften.
Dass die Barmherzigkeit über der Gerechtigkeit steht, habe ich als Kind einmal so erlebt:
Mein Vati lud von einem Anhänger Rüben ab und ermahnte uns Kinder, nicht zu nahe zu kommen, damit wir nicht in Gefahr geraten. Ich schlug diese Warnung in den Wind, näherte mich neugierig dem Anhänger. In diesem Augenblick traf mich eine umkippende Bordwand und streifte mich am Kopf. Ich erinnere mich an den spontanen Zorn meines Vaters. Doch bevor sich sein Ärger entladen konnte, zog mich meine Mutter schnell weg, schloss mich in ihre Arme und versorgte tröstend meine Wunde.
Der Ärger war gerechtfertigt, aber die Barmherzigkeit war noch größer: sie war heilsam.
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