Ich halte es kaum aus, wenn ich Dinge nicht abschließen kann:
Am Abend räume ich den Schreibtisch auf. Was ich mir vornehme, möchte ich gut erledigen. Wenn ich auf Reisen fahre, trachte ich danach, mein Zuhause geordnet zu verlassen... Ich bin ein Perfektionist. Und das ist manchmal anstrengend. Für mich selbst. (Und wahrscheinlich auch für meine Mitmenschen)
Unlängst lese ich in einem Buch von Tomas Sjödin ein Kapitel mit dem Titel "Vieles im Leben wird nicht mehr als halb fertig". Er erzählt, wie er zu seiner Frau nach dem Umzug in ihr neues Zuhause gesagt hat: "Das wird sehr schön, wenn es erst mal fertig ist." Denn es fehlten noch eine Reihe von Dingen: eine Bücherwand, eine gemütliche Ecke zum Kaffeetrinken, ein Schaukelstuhl... Und bei einer Wohnungsführung für Gäste hat er sich fast entschuldigt, dass dies und jenes erst im Entstehen ist.
Doch ist nicht unser ganzes Leben immer eine Baustelle, ein ständiger Prozess der Veränderung und des Werdens? Wäre es nicht traurig, wenn wir immer erst auf das Ende warten müssten, bevor wir richtig zu leben beginnen?
Lassen wir uns auf das Jetzt ein wie es ist, auch wenn es erst "halb fertig" zu sein scheint. Wir können darin jetzt schon "ganz" leben.
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