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  • AutorenbildGeorg Fröschl

Der Himmel geht über allen auf


In einem Museum in Andalusien habe ich auf einer Pfarrreise ein Himmelfahrtsbild entdeckt. Der Maler hat die Himmelfahrt Jesu folgendermaßen dargestellt:

Auf einem Berg sind die Jünger und Maria versammelt. Über ihnen ist eine dicke Wolke zu sehen und aus der Wolke schauen gerade noch die Füße von Jesus heraus. Ich habe mir gedacht: „Eine eigenartige und vor allem sehr naturalistische Vorstellung von Christi Himmelfahrt!“ Doch beim näheren Bedenken finde ich in diesem „naiv“ gemalten Bild auch eine tiefe Aussage über das heutige Fest und über das Wesen des Menschen.

Jesus der Auferstandene, ist an seinen Füßen mit den Wundmalen noch als irdischer Mensch zu erkennen, aber der Großteil von Christus ist den Augen verborgen. Das Geheimnis des Auferstandenen entzieht sich also unserem Zugriff.

Der Maler macht uns damit aufmerksam, dass Christus und somit jeder Mensch zu etwas weit Größerem geschaffen und berufen ist, als das, was wir mit unseren irdischen Maßstäben messen und beurteilen können. Das Geheimnis jedes Menschen beginnt zwar in der materiellen Welt, übersteigt das Irdische aber bei weitem. Deswegen heißt es auch in der zweiten Lesung: Gott erleuchte die Augen unseres Herzens, damit wir verstehen, zu welch großer Hoffnung wir berufen sind.

Wir leben also gewissermaßen immer in einer Spannung:

einerseits sollen wir entschlossen sein zur Erde: sie ist uns Gabe und Aufgabe.

andererseits dürfen wir immer auch über die Erde hinausschauen: das Ziel unserer Sehnsucht geht über das Fassbare hinaus. Paulus sagt: unsere Heimat ist im Himmel!

Wie ein Baum sind wir in der Erde verwurzelt, doch mit unserer Sehnsucht strecken wir uns wie seine Äste in die Weite des Himmels hinein.

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