Der Apostel Paulus war sicherlich ein großartiger Mensch. Er selbst redet auch ganz konkret von seinen Leistungen und Vorzügen. Aber Paulus verschweigt auch die andere Seite nicht: er benennt seine Grenzen und Begrenzungen, er erzählt von seiner Schwachheit. ….dass er sich vor den Korinthern gefürchtet hat und zitternd zur Gemeinde gekommen ist, …dass er kein glänzender Redner ist, …dass ihm körperliche Leiden zu schaffen machen, …dass er einmal ein Christenverfolger war….
Damit macht Paulus deutlich, dass Gott ihn nicht nur aufgrund seiner Stärken, sondern gerade auch mit seiner Schwachheit annimmt und braucht. Denn manchmal kann in unserer Schwäche etwas zum Vorschein kommen, was im Glanz der eigenen Stärke verborgen geblieben wäre.
Menschsein heißt: stark sein UND schwach sein. Eine chassidische Geschichte - von Martin Buber überliefert - zeigt diese Spannung:
Zwei Taschen
Rabbi Bunam sprach zu seinen Schülern:
„Jeder von euch muss zwei Taschen haben, um nach Bedarf in die eine oder andere greifen zu können. In der rechten liegt das Wort: Um meinetwillen ist die Welt erschaffen worden! und in der linken: Ich bin Erde und Asche.“
Beide Wahrheiten stimmen und wir dürfen keine vergessen. Wenn wir uns schwach fühlen greifen wir in die rechte Tasche, wenn wir uns unwiderstehlich gut vorkommen, hilft ein Griff in die linke.
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