Das Gleichnis vom Gutsherrn, der allen Arbeitern, egal ob sie lange oder kurz im Weinberg gearbeitet haben, den gleichen Lohn auszahlt, strapaziert unser Gerechtigkeitsempfinden.
Hören wir die Frohe Botschaft einmal nur in Form eines Zuspruchs – das könnte so ausschauen:
Du, Arbeiter der ersten Stunde, dessen ganzes Leben sich in der Nähe des Herrn abspielt:
freu dich, denn du brauchst um deinen Lohn nicht zu fürchten
Du, Mensch der dritten Stunde:
hab keine Sorge über die vertanen Zeiten deines Lebens. Du musst nicht wie ein Wilder nacharbeiten, um gute Lebenschancen zu haben. Du wirst ein gutes Auskommen haben.
Du, Spätzünder der sechsten Stunde:
hör auf, dich zu quälen, dass du immer nur halbe Sachen gemacht hast. Es gibt einen, der die andere Hälfte ergänzt. So kannst du Achtung vor dir selbst haben.
Du, Hoffnungsloser der neunten Stunde:
gib dich nicht auf, weil du immer nur die Erfahrung gemacht hast, dass doch alles zwecklos ist, dass du in deinem Leben bei aller Anstrengung auf keinen grünen Zweig gekommen bist, Du hast noch alles in der Hand, weil Gott dir Zukunft und Hoffnung gibt.
Du, Verzweifelter der elften Stunde, der du gerade dabei bist, alle Fäden aus der Hand zu legen:
es gibt einen, der dir hilft, aus all deinem verwickelten Garn, aus dem für dich unentwirrbaren Knäuel deines Lebens ein sicheres Netz zu spinnen, das dich hält und trägt.
Das Provokante an der Geschichte ist die Notwendigkeit des Perspektivenwechsels:
Gott größer sein zu lassen als menschliche Gerechtigkeit.
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