Das Bild eines Hirten kenne ich nur von meinen Reisen in südlichere Länder: in meiner Erinnerung sind diese Leute meist als sehr gelassene Menschen, die nicht hektisch agieren. Sie vertrauen ihren Tieren, machen nur das Notwendigste, haben aber alles im Blick. Sie tragen ihre Erfahrung sozusagen unauffällig in ihrem Ranzen, wo sie diese dann bei Bedarf herausholen können. Gute Hirten vermitteln ihren Herden größtmögliche Freiheit und zugleich Geborgenheit. Denn sie greifen nur dort ein, wo es wirklich notwendig und wichtig ist. Dann geben sie alles – wie eine Löwenmama.
Könnte es sein, dass uns Gottes Liebe auch so führen will? Könnte es sein, dass Gott nicht will, dass wir nur blind irgendwelchen Vorgaben nachlaufen, sondern eigenständig das Leben suchen, finden und gestalten?
Jesus nennt sich im Johannes-Evangelium den Guten Hirten:
Der Gute Hirt kennt die Seinen, er gibt alles, was er hat, ja sogar sein Leben.
Und die Ausstrahlung des Hirten wirkt noch über seine Herde hinaus: da gibt es noch andere Schafe, die er auch führen will. Auch sie hören auf seine Stimme.
In Jesus begegnet uns also die Liebe Gottes, die uns nicht bewertet, einteilt und in Bahnen zwängt. Im Gegenteil: diese Liebe verströmt sich, damit alle zu einer bunten und vielfältigen Gemeinschaft finden können.
Manchmal wünsche ich mir diese Gelassenheit gepaart mit innerstem Einsatz des Guten Hirten.
Jeder und jede Erwachsene kann sich in der eigenen Verantwortung für die ihm/ihr Anvertrauten ein Beispiel am Guten Hirten und seiner Liebe nehmen.
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