An manche Momente meiner Kindheit kann ich mich in eigentümlicher Weise recht genau erinnern: zB. an das Luftaufpumpen der beigen Reifen eines alten Fahrrades, das wir von einer Tante geschenkt bekamen. Trotz der durchaus anstrengenden Pumpbewegungen, die nötig waren, hat es sich am Ende gut angefühlt, einen prallen Reifen zu haben, der das Fahren möglich und angenehm gemacht hat.
Dieses Bild ist mir zum Evangelium des 11. Sonntags im Jahreskreis eingefallen. Herzlich willkommen.
Auch hier geht es um Menschen, die – wie man in Deutschland sagt - platt sind, oder wir sagen: sie sind müde und erschöpft. Sie brauchen etwas wie eine Luftpumpe: jemanden, der sie aufbaut, aufrichtet und mit frischer Energie füllt. –
Viele Menschen werden von den Herausforderungen des Alltags ausgelaugt und kommen in die Situation jener, die Jesus vorfindet. Sie sind nicht nur erschöpft, sondern auch orientierungslos wie Schafe ohne Hirten.
Wie würden wir an Jesu Stelle reagieren, wenn wir auf diese Schar müder Menschen treffen?
· Wir könnten über die unmenschliche Welt klagen und verzweifeln!
· Wir könnten uns angesichts der großen Not überfordert zurückziehen – nach dem Motto: es hat ja eh alles keinen Sinn.
· Wir könnten Gott fragen: warum er all das zulässt.
Doch Jesus reagiert anders: spontan, von seinem innersten Herzen und Bauchgefühl her - wie eine Mutter, wenn ihre Kinder in Not sind: Jesus verspürt Mitleid. Im Hebräischen ist das Wort für „Mitleid“ eng mit dem Wort für Mutterschoß verbunden.
Jesus selber lebt aus dem großen Vertrauen heraus, dass das Himmelreich nahe ist. Und deswegen sieht er die Not der erschöpften Menschen um so deutlicher. Die Menschen stehen quasi im Schatten und bekommen von den wärmenden Sonnenstrahlen der Liebe wenig mit.
Deshalb möchte Jesus ihnen entgegenkommen, sie aus dem Schatten ans Licht holen. Es gibt da das Kinderlied: „Stell dich in die Sonne, wärme dein Gesicht! Spring hinein ins Leben, fürchte dich nicht!“
Jesus macht nun etwas Bemerkenswertes:
Er befähigt Menschen, den Bedürftigen entgegen zu kommen, für sie wie eine Luftpumpe zu sein.
Sie sollen die Gaben und Geschenke austeilen, die sie selber gratis erhalten haben.
Und noch etwas Zweites Bemerkenswertes:
da ist nichts von einem moralischen Zeigefinger zu spüren, kein Hinweis auf das, was die Menschen falsch gemacht haben könnten; sondern im Gegenteil, die Apostel werden mit menschlicher Zuwendung beauftragt – und jeweils zu zweit ausgesandt. Der Auftrag lautet - mit meinen Worte formuliert:
Geht zu den Menschen, fangt bei denen an, die um euch herum an, bei eueren Schwestern und Brüdern.
Heilt Krankheiten,
Kündet von der Nähe des Guten,
Holt herein die Ausgeschlossenen,
Weckt auf und schenkt Lebensraum,
Entlastet, wo Menschen von schweren Gedanken bedrückt sind…
So wie ihr beschenkt seid von der Sonne der Liebe, schenkt diese Liebe weiter.
Lass dich senden.
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