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  • AutorenbildGeorg Fröschl

Sind wir blind?




„Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?“ - So beginnt das Evangelium vom 8. Sonntag im Jahreskreis.

In der jüdischen Tradition sind Sprichwörter ein beliebtes Stilmittel der Weisheitsliteratur. Auch mein Opa hat gerne Sprüche von sich gegeben, von denen ich als Kind nicht alle verstanden habe.

Doch den Satz aus dem Evangelium verstehe ich: ein Blinder kann einen anderen Blinden nicht führen. Dieser Sachverhalt ist klar. Daher frag ich mich: Was will Jesus mit dieser Aussage?


Könnte er uns nicht mit dem Spruch darauf aufmerksam machen, dass wir alle irgendwie blind sind? Keiner sieht oder weiß alles, wir haben alle unsere blinden Flecken und unsere Einschränkungen.


Gerade in unserer aufgeheizten Zeit, wo die einen meinen, sie wissen mehr als die anderen, und diese wiederum halten mit ihren starren Standpunkten dagegen, da könnte es heilsam sein, wenn wir uns alle eingestehen: wir sind blind. Wir brauchen einander!


Ich denke da an eine Geschichte, wo ein Blinder auf einen Lahmen trifft. Zusammen können sie gehen, allein jedoch nicht. Und vielleicht könnte uns der das Sprichwort Jesu heute auffordern: Sucht euch Hilfe, sucht Unterstützung und Ergänzung im Miteinander.


Von Jan-Philipp Sendker habe ich das Buch „Herzen hören“ gelesen. Die Hauptperson ist ein thailändischer Bub, der durch eine Augenkrankheit blind geworden und dann in ein Kloster untergekommen ist. Durch seine Blindheit sind seine anderen Sinne ganz fein geworden.

Einmal hört er einen besonderen Herzschlag, den er noch nie vernommen hat. Fast stolpert er dann über das Mädchen, das am Boden kauert und von dem dieser Herzschlag stammt. Es stellt sich heraus, dass sie Klumpfüße hat und nicht gehen kann. Die beiden verlieben sich und erkunden miteinander die Welt. - Auf das Herz hören, das würde uns helfen, den Weg zueinander zu finden.


Drei Anregungen also nehme ich aus dem heutigen Evangelium mit:

1) Erkenne, dass du blind bist, dass du alleine nicht alles siehst und wissen kannst

2) Suche Ergänzung und Hilfe in der Gemeinschaft derer, die dir anvertraut sind

3) Lass dich immer wieder von deinem Herzen führen.


Dann nämlich, können uns eigene Blindheit und Bedürftigkeit auch in eine neue Dimension führen, die wir allein nicht erreicht hätten.




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