Was soll ich anziehen? So fragen sich viele von uns, wenn sie am Morgen vor dem Kleiderkasten stehen.
Die Kleidung, die wir anlegen, ist aber nicht nur der Stoff, der unseren Leib äußerlich bedeckt, sondern Kleidung kann auch ein Symbol für unsere Einstellung und innere Haltung sein, die wir uns aneignen wollen. Um diese Art von Kleidung geht es in meinen heutigen Überlegungen zu den Bibeltexten des 18. Sonntags.
In meiner Kindheit war es am Land noch üblich, für den Kirchgang am Sonntag schöne Kleider anzuziehen, das sogenannte Sonntags-Gewand, das sich von der Alltagskleidung unterschied.
In der zweiten Lesung sagt Paulus im Brief an die Gemeinde in Ephesus: „Legt den alten Menschen ab und zieht den neuen Menschen an!“
Ich will in drei Punkten beschreiben, welche Haltung mit dem „neuen Menschen“ verbunden sein könnte, den wir anziehen sollen. Dazu mache ich einen Blick ins Evangelium und in die erste Lesung:
1) Erkennt Gott als Geber des täglichen Brotes
Die erste Lesung ist thematisch eng mit dem Evangelium verbunden. Grundthema ist das Brot.
Im Buch Exodus wird uns von den Israeliten berichtet, dass sie in der Wüste zu murren beginnen. Sie haben Sorge, zu verhungern und zugrunde zu gehen.
Aber Gott lässt ihnen durch Mose sagen, dass er ihr Leben erhalten will und ihnen Brot vom Himmel schicken wird, das sogenannte Manna (Das bedeutet „Was ist das?)
Auch wenn wir heute wissen, dass Brot nicht vom Himmel fällt, können wir die Haltung der Israeliten wieder neu lernen und wie ein Kleid anziehen: wir sind im Leben immer wieder Beschenkte. Gott als Geber des Lebens zu erkennen, kann unsere Ehrfurcht vor dem Leben neu wachsen lassen.
2) Müht euch nicht ab für eine Speise, die verdirbt
Im Evangelium weiß Jesus, dass die Leute zu ihm kommen, weil sie satt werden wollen. Doch Jesus erinnert sie an jene Speise, die nicht verdirbt. Es ist die Liebe, die wir einander immer wieder schenken dürfen.
Wenn wir ein wenig innehalten, dann merken wir vielleicht, wie sehr wie uns um Güter und Erfolge mühen und darüber oft auf dieses Wesentlich vergessen, nämlich auch füreinander da zu sein, sich füreinander Zeit zu nehmen, sich zu interessieren und auszutauschen. Dazu lädt uns Jesus ein. In dieser Haltung erkennen wir das, was auch uns unsere Seele nährt.
3) Kommt zu Jesus, dem lebendigen Brot
Am Ende des Evangeliums wird Jesus als das lebendige Brot vorgestellt. Wer zu Jesus kommt, wird nicht mehr hungern.
Dieses Bild ist vielleicht nicht so einfach zu übersetzen. Aber im Grunde bedeutet es, dass wir ohne Beziehung zum Lebendigen nicht satt werden können.
In einem Kinderlied heißt es: in jedem Menschen Jesus sehen und nicht an ihm vorüber gehen. Gerade in unserer digitalen Welt, in der wir oft nur aufs Handy blicken, ist der Hinweis zu den konkreten lebendigen Beziehungen hilfreich.
Mögen wir diese Haltung wieder wie ein neues Kleid anziehen – nicht nur am Sonntag.
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