Eine Wohnung zu haben und diese vielleicht auch noch selber gestalten zu dürfen, gehört meines Erachtens zu den Grundbedürfnissen des Menschen.
Was aber hat nun das Wohnen mit den Bibeltexten des 6. Sonntags der Osterzeit zu tun? - Das will ich an Hand der Vision vom „Neuen Jerusalem“ erklären:
Das Volk Israel hat stets eine - mehr oder weniger gute - Beziehung zu Jahwe, seinem Gott. Die Bundeslade war das äußere Merkmal seine Nähe und Gegenwart.
Zunächst war die Bundeslade in einem Zelt, dann im Tempel aufgehoben.
Doch als 70 nach Christus dieser Tempel endgültig zerstört worden ist, musste Israel mit diesem Trauma einmal fertig werden, um dann später zu einer neuen Deutung der Gegenwart Gottes zu finden. Und davon erzählt die Lesungsstelle aus der Offenbarung, wenn sie vom neuen Jerusalem spricht, das aus dem Himmel herabkommt.
Einige Merkmale des neuen Jerusalem sind:
es ist sehr groß und ebenmäßig gebaut,
die Mauern nach außen sind vergleichsweise niedrig.
Die Stadt ist mit seinen Toren nach allen Seiten hin offen.
Einen Tempel braucht es nicht mehr, denn Gott selbst und das Lamm erfüllen die Stadt mit Licht und Herrlichkeit. Das Lamm ist sogar eine Leuchte, die bedeutender ist als Sonne und Mond.
So will Gott unter den Menschen wohnen – davon erzählt diese Vision des Schreibers Johannes.
Wenn wir diese Vision vom neuen Jerusalem ins Heute übertragen, bedeutet dies für mich:
dass Gott nicht nur in den Tempeln und Kirchen wohnen will, sondern Gott will vor allem mitten unter den Menschen wohnen, in unseren Herzen in unseren Gemeinschaften, die offen sein dürfen nach allen Seiten hin.
Gott nützt das Baumaterial, das wir durch unser Leben bereitstellen und veredelt es zu Edelsteinen; alle Generationen können also etwas beitragen.
Das Neue Jerusalem ist schließlich ein Bild für die ganze Schöpfung, die erneuert werden soll. - Sie wird also nicht ausgelöscht, sondern verwandelt, und verklärt.
Ich habe das Glück, in einer schönen Wohnung leben zu dürfen.
Und wenn am Morgen oder am Abend das Licht der Sonne meine Zimmer durchflutet,
denke ich an das Wohnen Gottes mitten unter uns.
Jesus sagt im Evangelium so schön:
Wenn jemand mich liebt – und mit Jesus lieben ist unsere Zuwendung zu allen Liebesbedürftigen gemeint – wenn jemand also so liebt, dann wird mein Vater ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.
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