Impulse zum Evangelium vom Fest der Heiligen Familie
Jeder Mensch braucht zum guten Aufwachsen mindestens eine vertrauliche Bezugsperson. Meist sind das die Eltern oder ein Elternteil; gut ist, wenn diese auch liebevoll sind, und optimal ist, wenn zusätzlich der Kontext passt: ich meine damit die Verwurzelung in einer größeren Gemeinschaft, in einer kulturellen Tradition und vielleicht auch in einer Sinn-gebenden Religion.
Anregungen dazu finden wir im Evangelium vom Fest der Heiligen Familie. Ich möchte drei Momente aus dem Schrifttext benennen, die für mich bedenkenswert sind:
1. Riten im Alltag
Von Maria und Josef wird berichtet, dass sie in den Tempel gehen, um jene Riten zu vollziehen, die nach der Geburt des erstgeborenen Kindes damals üblich waren. Riten geben uns die Möglichkeit, ein Ereignis in einen größeren Horizont zu stellen; sie sie geben uns auch die Möglichkeit, für das Empfangene zu danken und zu bitten. Darüber hinaus verbinden uns Riten mit denen, die vor uns waren und die diese Riten auch vollzogen haben.
2. Soziales Netz
Das Eingebettet-Sein in eine größere Gemeinschaft tut immer gut. Kein Lebewesen lebt für sich selbst. Keine Zelle existiert für sich allein. Alles ist miteinander verbunden.
So ist ein soziales Netz nicht nur für die Organisation des Alltags hilfreich - zB. wenn man jemanden zum Kinder-Aufpassen braucht, sondern es gibt auch menschlichen Rückhalt. zB wenn uns ältere Menschen aus ihrer Erfahrung Mut zusprechen. - Übrigens ist die Verbindung unter den Generationen meist für beide Seiten fruchtbar.
Das Aufeinandertreffen der Eltern von Jesus mit dem alten Simeon und der greisen Prophetin Hanna symbolisiert diese Verbindung der Generationen, jenes soziale Netz.
3. Staunen über Wachstum
Im letzten Satz des Evangeliums heißt es: das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
Dieser dritte Punkt ist das, was wir nicht machen, sondern nur bestaunen können. Wir können uns um gute Rituale bemühen, für eine gute soziale Vernetzung sorgen, aber wir können Wachstum und Weisheit eines Menschen nicht bewirken.
Darüber dürfen wir staunen.
Ich denke, es ist für Eltern eine Entlastung, wenn sie wissen: wir müssen in der Begleitung unseres Kindes nicht alles alleine machen. Vieles geschieht wie von selbst und ist Geschenk.
Ich wünsche uns diese vielfältige Verwurzelung:
in Ritualen, die uns Sinn geben,
in einer Gemeinschaft, in der wir Rückhalt haben
und in Gott, der uns Gnade schenkt, die wachsen und reifen lässt.
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